Meine Story
Wie mich mein Weg vom Theater zum Ordnungscoaching geführt hat.
Und warum das Jahr 2020 für mich in jeder Hinsicht entscheidend war.
Ordnung am Theater
Schon als Schülerin im idyllischen Baden bei Wien fiel ich meinen Freundinnen als die mit dem aufgeräumtesten Schreibtisch unangenehm auf. Ich gehöre nämlich zu den StreberInnen, die sich in einer strategisch überschaubaren Umgebung immer wohler gefühlt haben als im Chaos. Aber von Anfang an:
Während der Oberstufe hatte ich beinahe einen Meldeschein für den Stehplatz der Wiener Staatsoper. Aber nachdem ich mich eines Tages ins Burgtheater verirrt hatte, war klar: Theater muss es sein. Beruflich. Nicht auf, sondern hinter der Bühne. Nach einem kurzen Gastspiel auf der Theaterwissenschaft landete ich backstage, wo ich hinwollte: als Regieassistentin am Badener Stadttheater und danach am Wiener Volkstheater.
Spätestens da stand fest: Das Organisieren ist genau meins. Da ging es z.B. um die Probenplanung oder darum, die technischen Vorgänge einer Theaterproduktion zu koordinieren. Aber es erfordert eine besondere Sensibilität, mit Theatermenschen zusammen zu arbeiten. Die brauchen nämlich Arbeitsbedingungen mit Herz, damit sich ihre Kreativität frei entfalten kann. Und dieses Herz brachte ich mit.
Noch mehr Planung
Irgendwann war ich so sattelfest, dass sich der nächste Schritt von selbst abzeichnete: Ich wollte ein ganzes Theater koordinieren! Und schon hatte ich eines gefunden, das mich das tun ließ: das Theater in der Josefstadt.
Das Künstlerische Betriebsbüro war ab da mein Platz, an dem ich mich austoben konnte im Disponieren: Es mussten jährlich ca. 20.000 AbonnentInnen und 100 SchauspielerInnen in über 600 Vorstellungen untergebracht werden. Und zwar in den richtigen Konstellationen, das war der Trick dabei. Ist mir gelungen, 15 Jahre lang. Im Nachhinein wird mir noch etwas schwindlig bei dem Gedanken.
Aber dann taten sich andere Herausforderungen auf: Kommunikation war das neue Stichwort. Pressearbeit, Marketing, jede Menge Webseiten für SchauspielerInnen basteln, spannende neue Dinge lernen. Eine anspruchsvolle Coaching-Ausbildung war auch dabei. Damals kam mir zum ersten Mal die Idee, Ordnungscoach zu werden. Es sollte aber noch dauern.
Mir immer ganz wichtig: schön wohnen
Und ich heiratete in der Zeit. Nach zehn Jahren des getrennt Wohnens zog ich zu meinem Mann (natürlich ein Schauspieler) – allerdings unter der Bedingung, dass wir für das perfekte Wohnfeeling die Aufteilung der Zimmer verändern. Und schon war die Baustelle eröffnet: die Küche in die Bibliothek, das Schlafzimmer in den Abstellraum (klingt komischer als es war), das Arbeitszimmer ins Schlafzimmer, und – genial – aus der ehemaligen Küche wurde ein großer Garderobenraum, der Traum jeder Glamour-Queen. Mein Mann war dabei der kreative Kunstsinnige, ich die pragmatische Optimiererin. Wir waren eine tolle Kombination. Und das spiegelte sich in unserer – zugegeben sehr großen – Jugendstilwohnung wider. Wir feierten Partys und unsere Gäste fraß der Neid, wie schön es bei uns war. Sorry, aber Tatsache.
Back to the roots
Mein ursprünglicher Job meldete sich wieder, diesmal sollte es an der Basis sein: Eine renommierte Schauspielschule, das Max Reinhardt Seminar, wollte die Theaterproduktionen der Studierenden professionell betreut wissen. Disposition und Öffentlichkeitsarbeit, dafür wurde ich geholt. Und ich sollte die Basics der Theaterorganisation auch noch unterrichten. Wie cool! Sechs Jahre lang genoss ich es sehr, mit jungen Schauspieltalenten zu arbeiten. Dann änderten sich für meinen Arbeitsplatz leider die Prioritäten.
Nicht nur Corona
Es kam das Jahr 2020. Mein Mann starb ganz plötzlich. Corona brach aus. Ich verlor meinen Job. Und das innerhalb von vier Monaten.
Ich stand vor der emotional schwierigsten Aufgabe meines Lebens: Ich musste unsere wunderbare Wohnung, die mein Mann mit seinem großen Kunstverständnis geprägt hatte, ganz zu meinem eigenen Zuhause machen. Ein Wohnungswechsel kam für mich nicht in Frage, also stellte ich mich tapfer dieser Herausforderung. Zusätzlich musste ich den Nachlass regeln, die alleinige Verantwortung für unseren Hund übernehmen und wieder Autofahren lernen. Mit dem Auto, in dem mein Mann seinen Schlaganfall gehabt hatte. Es war viel.
Während der folgenden schmerz- und mühevollen Monate wurde mir immer deutlicher klar, wovon ich schon immer, teilweise unbewusst, überzeugt war: Wie wir unsere Räume gestalten, beeinflusst entscheidend unseren seelischen Zustand.
Das sind jetzt keine brandneuen Erkenntnisse, ich weiß. Aber ich habe es diesmal ziemlich heftig am eigenen Leib erfahren: Wie wir mit Trauer, Erinnerungen, Neustart umgehen, bildet sich in unserem privaten Rückzugsort ab – und genialerweise auch umgekehrt. Das gibt uns die Möglichkeit, direkt auf unser Wohlbefinden einzuwirken.
Der Moment war großartig
Und irgendwann konnte ich dann sagen: Das ist jetzt meine Wohnung. Das bin ich. Denn ich habe jeden einzelnen Gegenstand in die Hand genommen und geprüft, meinen Schmerz zugelassen und dann entschieden, was gehen und was bleiben soll.
Heute weiß ich von allen Dingen
- dass sie da sind
- wofür sie da sind
- wo sie sind.
Es war ein unglaublich befreiender Prozess. Und es wohnt sich jetzt so herrlich leicht!
Auch Neues durfte wieder einziehen, in die Wohnung und in mein Leben. Schöne Gegenstände, die ich für mich ausgesucht habe. Und ein neuer Partner, der mich wunderbar unterstützt.
So entsetzlich traurig diese Zeit war – da durchzugehen hat mir einen spannenden und produktiven Neustart ermöglicht. Jetzt ist es soweit. Jetzt möchte ich dieses Gefühl an andere weitergeben. Denn jetzt weiß ich ganz genau, wovon ich spreche.