Hast du Netflix?
Ja? Dann klick bitte mal auf die Serie The Home Edit – Jetzt wird aufgeräumt.
Ich gestehe es gleich: I love The Home Edit!
Clea Shearer und Joanna Teplin
sind zwei Amerikanerinnen um die 40, die in Nashville, Tennessee im Jahr 2015 ihr Unternehmen The Home Edit gegründet haben. Zuerst sind sie mit einem Buch zum Thema Aufräumen bekannt geworden, 2019 bekamen sie die Netflix-Serie. Bisher gibt es eine erste Staffel mit sieben Folgen, die zweite wird hoffentlich im Herbst 2021 herauskommen.
So sind die Folgen aufgebaut
Zwei KundInnen sind jeweils dran. Eine davon ist ein Promi. Aufgabe ist es immer, einen chaotischen Raum tip-top auf Vordermann zu bringen. Clea und Joanna reisen also an, plaudern und scherzen mit der Auftraggeberin, lassen sich ein bisschen was erklären, und dann muss die Kundin leider weg, die Arbeit ruft – oder so. Jetzt geht’s rund, auch mit Hilfe von Assistentinnen, die oft jede Menge Aufbewahrungs-Boxen ankarren. Meistens aus Acryl und durchsichtig. Ein paar starke Burschen tauchen auch auf, zum Möbelrücken und für kleinere bauliche Adaptionen.
„Sehr amerikanisch“
Das sag ich immer gleich am Anfang, wenn ich jemandem die Serie beschreiben will. Doch was heißt das genau?
Erstmal: blitzweiße Zähne. Ohne Veneers geht anscheinend keine Amerikanerin, die schicken Lifestyle repräsentieren soll, vor eine Kamera. Aber darum geht´s hier nicht.
Zweites Charakteristikum: das Gekreische an der Haustür. Also, die beiden klingeln bei der Auftraggeberin an, die öffnet, und man fällt einander – unbekannterweise – in die Arme und kreischt mal sicherheitshalber vor Freude. Dabei kommt man als ZuseherIn nicht ganz dahinter, ob die beiden Aufräumerinnen kreischen, weil sie – natürlich – schon lange die größten Fans des jeweiligen Promis sind, oder umgekehrt: ob der Promi kreischt, weil er so geschmeichelt ist, dass die beiden Top-Ordnungstanten des Landes ausgerechnet bei ihm anrücken. Irgendwie schon mal sehr lustig.
Das dritte Merkmal der Serie ist allerdings nicht wirklich amerikanisch, wenn ich so überlege. Es gab und gibt in den USA zwar berühmte Komiker, aber was Clea und Joanna da liefern, würde ich fast einer Art „Wiener Schmäh“ zuordnen. Das immer spürbare Augenzwinkern und die wirklich lustigen und höchstwahrscheinlich spontanen Dialoge, gekoppelt mit dem Star-Getue und einem High-End-Gespür für cooles Wohnen ergeben einen wirklich unterhaltsamen Mix.
Meine Kritikpunkte – und was ich super finde
So gehen die Geschichten aus:Natürlich wird das Anfangsgekreische am Ende noch getoppt. Alle fallen sich wieder in die Arme, es fließen Freudentränen und jede Menge Champagner. In den bearbeiteten Regalen stapeln sich fein säuberlich die frisch gefüllten Acryl-Boxen übereinander. Sehr eindrucksvoll. Aber nachhaltig praktikabel? Das ist in diesem Moment irgendwie nicht so wichtig. Prost!
Was mir außerdem fehlt: Man bekommt vom eigentlichen Prozess, der dazwischen sicher sehr fordernd ist, nicht sonderlich viel mit. Eigentlich nur Gewusel im Zeitraffer. Das Thema Aussortieren fällt eher unter den Tisch, was an der Realität vorbei geht. Natürlich kommt da auch einiges Zeugs weg, das wird aber nicht so deutlich gezeigt. Und die farbliche Sortierung (sogar von Büchern!) ist meiner Meinung nach nicht gerade zwingend und dient ausschließlich einer schicken Optik.
Die eigentliche Message liegt wahrscheinlich woanders – und das gefällt mir sehr gut: Beim Ergebnis der Home Edit-Aktionen geht es in erster Linie um eine große Sinnlichkeit. Um Luxus, Wertigkeit, Wellness, Schönheit und … Leichtigkeit. Wenn der aufgeräumte und cool gestylte Raum präsentiert wird, ist deutlich zu erkennen, wie die Menschen – egal ob Promi oder nicht – sich darauf freuen, ab jetzt in diesem Raum fast königlich zu wohnen. Das fühlt sich einfach super an. Voll der Wertschätzung für sich selbst.
Eine kleine Entgleisung
Eher amüsiert hat mich die Folge mit der Hollywood-Schauspielerin Reese Witherspoon, weil die Geschichte ziemlich konstruiert ist: Die Kleider, die sie in all ihren bekannten Filmen trug, sollten in einen großen Garderobenraum übersiedelt werden. Sozusagen als Showroom der Erinnerungen.
Meiner beruflichen Erfahrung nach ist es allerdings völlig absurd, dass die gesamten Filmkostüme der Schauspielerin persönlich gehören und nach dem Dreh automatisch in ihrem Kleiderschrank landen. Aber auch das: egal, verziehen. Der Show- und Promi-Effekt zählt halt mehr. Das ist das eigentliche Konzept. Und ich finde das wunderbar.
Und da liegt für mich der gravierende Unterschied zur Aufräum-Pionierin Marie Kondo: In ihrer Hand kann man sich einfach kein Champagnerglas vorstellen. Sie hat es mehr mit esotherischen Gesten wie dem Begrüßen der Räume oder dem Bedanken bei den aussortierten Gegenständen. Clea und Joanna feiern da lieber die sinnlichen Seiten des Lebens, die auch aus freigeräumten, wohl sortierten Regalen bestehen können.
Schön wohnen als Lifestyle-Must. Super. So soll es ein, das ist unter anderem genau meine Linie. Und exakt dieses Feeling möchte ich auch dir vermitteln. Denn du hast es verdient.
Daher, und nochmal: I love The Home Edit!
Hast du Lust, das Thema Aussortieren und Ordnung schaffen mit genauso viel Spaß anzugehen? Kontaktiere mich – ich bin dabei!
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