Wie aus Trauer Freude werden kann
Ich denke heute, eine Woche nachdem ich mich von meiner geliebten Hündin verabschieden musste, an eine andere für mich sehr belastende Situation aus dem Vorjahr – und wie es mir mit einer guten Idee gelungen ist, meinen und meiner FreundInnen Schmerz ins Gegenteil zu verwandeln.
Ein reicher Nachlass
Es waren über 40 wunderbare Gemälde da, die er im Lauf der Jahrzehnte geschaffen hatte. Er war neben seinem Beruf als Schauspieler ein in unserem Freundeskreis hoch geschätzter Maler, der seine Bilder aber nie professionell vermarkten wollte. Er verschenkte sie manchmal sogar, zu besonderen Anlässen.
In der Wohnung ließ ich ein paar der Werke hängen bzw. tauschte manche aus und hängte sie teilweise um. Ein paar zusätzliche, für mich wertvolle Bilder bewahrte ich in einer großen Mappe auf, und dann waren da noch ca. 30 weitere, die mich vor eine schwierige Entscheidung stellten. Verkaufen? Jetzt doch noch? Kam mir komisch vor. Und wem überhaupt?
Und da schickte mir Wolfgang einen genialen Gedanken
Seine Werke sollten zu den Menschen kommen, die ihn und seine Malerei so geschätzt hatten, und weit verstreut an ihn erinnern. Also den Nachlass an die FreundInnen verkaufen? Auch komisch. Dann fiel mir ein, dass er und ich uns oft zu Weihnachten gegenseitig „eine Augenoperation“ geschenkt hatten – als Spende an „Licht für die Welt“, eine Organisation, die in Afrika blinden Menschen wieder zum Sehen verhilft. Der Plan war perfekt: Bild gegen Spende. Mindestens für eine Operation im Wert von € 30,-.
Ich fotografierte also die Bilder, von denen ich mich trennen wollte und konnte. Genau an seinem 74. Geburtstag stellte ich sie auf meine Webseite und schrieb eine erklärende Mail mit dem Link an einige liebe Leute. Was dann passierte, war fast magisch: Jedes der Bilder fand innerhalb kürzester Zeit genau seinen richtigen neuen Platz, bei genau den richtigen Menschen.
Warm ums Herz
In den darauf folgenden Tagen spürte ich ganz intensiv, wie stimmig die Idee gewesen war. Denn viele der sichtbar glücklichen und dankbaren FreundInnen holten ihr Bild persönlich ab. Anderen brachte ich es vorbei. Und mit jedem und jeder hatte ich ein herzerwärmendes Gespräch. Ich sah ihre Freude über einen „original Klivana“ und konnte sicher sein, dass ihnen dieses Bild helfen würde, die schönsten Erinnerungen an ihn am Leben zu erhalten. Es war mir durch diese Erlebnisse plötzlich wieder warm im Herzen, obwohl es schon November geworden war.
Ich überwies € 1.600,- an „Licht für die Welt“ und schrieb die Geschichte meiner Spende dazu. Die Redaktion des Print-Magazins der Organisation fand das so bewegend, dass sie meiner Aktion in der nächsten Ausgabe eine ganze Seite widmete und sich nochmal herzlich bedankte. Was für ein wunderbarer Ausgang meines Problems mit dem Bilder-Nachlass. Die Geschichte fühlt sich auch ein Jahr später noch so rund und warm für mich an.
So weh ein so großer Verlust auch tut: Wenn man sich verkriecht und vor schmerzhaften Entscheidungen drückt, wird man so eine am Ende doch nur Freude bringende Lösung nicht erreichen. Dafür ist natürlich Mut gefragt, der sich in meinem Fall voll gelohnt hat.