STANDARD-Wohngespräch

Für den IMMOBILIEN-STANDARD habe ich die Geschichte meiner Wohnung erzählt – und wie es dazu kam, dass ich jetzt Ordnungscoach bin.

KURIER-Interview

Für die IMMO-Beilage des KURIER wurde ich nach meinen Experten-Tipps gefragt.

TV-Interview

Im Interview für donau_Kanal spreche ich über die Aufgaben und Möglichkeiten des Ordnungscoachings.

Ist schöner wohnen wirklich nur Luxus?

Heute möchte ich dir eine ganz persönliche Frage stellen und dich zum Nachdenken anregen:

Was bedeutet der Begriff „Wohnqualität“ für dich? Woraus setzt sich ein angenehmes Wohngefühl deiner Meinung nach zusammen? Und was kann man tun, um es zu erreichen – vor allem, wenn es in einer Partnerschaft völlig konträre Auffassungen dazu gibt?

Hier ist die Geschichte meiner Freundin Paula. Ich habe Paula vor ein paar Tagen in einem lauschigen Gastgarten auf einen kühlen Spritzwein getroffen. Wir wollten feiern, dass man sich endlich wieder in einem lauschigen Gastgarten auf einen kühlen Spritzwein treffen kann. Klarerweise waren die Männer eines unserer Gesprächsthemen.

Das hat sie mir erzählt

Paula ist seit knapp zwei Jahren mit Philipp zusammen. Sie lebt in ihrer Citywohnung, er in einem schönen Villenstockwerk in einem sehr grünen Wiener Nobelbezirk. Sie verbringen durchschnittlich zwei Tage in der Woche für sich in ihren eigenen vier Wänden, die anderen Tage beim jeweils anderen. Paula hat Freude daran, ihre Wohnung für die gemeinsamen Abende von ihrer wohnlichsten Seite zu zeigen. Sie fühlt sich selbst am wohlsten, wenn alles schick gestylt, aufgeräumt, geordnet und sauber ist. Irgendwie spiegelt das ja ihre Persönlichkeit wider. Ihren Lebensstandard, ihr Lebensgefühl, ihren gesellschaftlichen Status, ihren Geschmack und noch vieles mehr. All das bildet sich in ihrem Zuhause ab. So empfindet sie das jedenfalls.

Philipp punktete in der Anfangsphase ihrer Beziehung auf vielen Ebenen. Und ja, auch seine Art zu wohnen kam bei Anna gut an. Er war stolz auf seinen guten Geschmack für Möbel und Kunst, und das zu Recht. Und sie fühlte sich wohl bei ihm zuhause.

Es beginnt zu bröckeln

In letzter Zeit fallen ihr aber einige Details unangenehm auf, wenn sie bei ihm ist. Die Glühbirne, die seit einiger Zeit kaputt ist. Der Sprung in der Fensterscheibe, den vor drei Wochen ein Windstoß verursacht hat. Der Blumentopf mit der eingetrockneten Pflanze auf der Terrasse. Das neue Bild, das nach fünf Wochen noch immer am Boden steht und gerne endlich an der Wand hängen würde. Der verstopfte Abfluss im Badezimmer. Die kaputte Türklingel, die für jeden Besucher eine unnötige Hürde ist. Das Home Office, in dem er nichts mehr findet. Und so weiter.

Dazu kommt, dass Philipps Putz-Perle sich in die Pension verabschiedet hat und er null Anstalten macht, eine neue zu suchen. Die Auswirkungen dieser fatalen Entscheidung sind bereits eindrucksvoll sichtbar.

Es geht auf Kosten des Wohlfühl-Faktors

Die Summe dieser vielen kleinen Baustellen stört sie mittlerweile so, dass sie Philipp nicht mehr gern besucht. Sie überlegt, den Zustand der Wohnung anzusprechen, findet aber nicht die richtigen Worte. Dann denkt sie einerseits, wie kleinlich kann man bitte sein? Und geht mich das überhaupt etwas an? Andererseits ist sie nicht bereit, ihr Bauchgefühl komplett zu ignorieren. Sie beginnt, der Sache tiefer auf den Grund zu gehen.

Und sie landet in der Tierwelt, genauer bei den Vögeln. Bilder aus „Universum“ tauchen da auf: Das Balzverhalten mancher exotischer Vogelarten ist ja spektakulär! Oft legt das Männchen sich unglaublich ins Zeug, wenn es um die Gestaltung des für die Aufreißtour gebauten Nestes geht. Da werden sogar jede Menge glänzende Gegenstände herangeschleppt, die bunten Federn werden bis zum Abwinken gespreizt und die tänzerischen Einlagen sind halsbrecherisch.

Aber Moment, ist Nestbau nicht instinktiv eher Sache der Damen? Brutaufzucht und so? Hm. Sobald die Eier da sind, wird das wohl stimmen. Aber zuerst muss der Herr anscheinend mal beweisen, dass er überhaupt ein sorgfältig gebautes Heim zur Verfügung stellen kann. Und – jetzt kommen wir zum Punkt – dass er die Dame seines Herzens in diesem Heim willkommen heißt und es ihr möglichst einladend präsentiert. Doch wenn Paula sich fragt: Fühle ich mich willkommen in einer Wohnung, die nicht gewartet und gepflegt wird? – dann ist die Antwort ein deutliches Nein. Und darüber kann sie sich beim besten Willen nicht hinwegschwindeln. Das Gefühl, dass Philipp sie und ihre Bedürfnisse nicht genügend wertschätzt, bleibt. Und auch der Gedanke, dass Philipp es sich selbst nicht wert ist, in einer gepflegten Umgebung zu leben, gefällt ihr nicht wirklich.

Nur noch schön wohnen

Paula ist an einem Punkt in ihrem Leben angekommen, an dem „schön wohnen“ für sie sehr wichtig geworden ist. Sie möchte sich mit einem hohen Wohlfühl-Level für all das belohnen, was sie in ihrem bisherigen Leben geleistet hat. Und dazu gehört auch, dass sie sich in ihrer Freizeit das luxuriöse Gefühl eines Tip-Top-Ambiente gönnen möchte. Dafür hat sie in ihrem Zuhause gesorgt, bei Philipp muss sie leider darauf verzichten. Und das ist sehr schade. Denn es tut einer Beziehung alles andere als gut, wenn ein Grundbedürfnis dauerhaft vom Partner ignoriert wird.

Wie es ausging

Paula ist es mit viel Fingerspitzengefühl dann doch noch gelungen, Philipp klar zu machen, was seine Haltung mit ihr – und damit mit ihrer Beziehung – macht. Ihr Vorschlag, die Reparatur- und Aufräumarbeiten zu einem tollen gemeinsamen Projekt zu machen – unter dem Motto „Wir machen es uns wieder schön“ – gefiel Philipp schlussendlich doch. Sie hatten sogar gemeinsam Spaß daran und genießen jetzt wieder ihre gemeinsame Zeit in einer luxuriösen Tip-Top-Wohnatmosphäre, was auch ihrer Beziehung eine neue Qualität verliehen hat.

Wie ist das mit dir?

Was denkst du über diese Geschichte? Kennst du so eine oder eine ähnliche Situation? In welcher Rolle findest du dich eher wieder? Kannst du nachvollziehen, dass Paula sich bei Philipp nicht mehr wohlgefühlt hat? Was muss eine Wohnung für dich ausstrahlen, damit du dich willkommen und geborgen fühlst?